Willi Gottschalk (19.11.1946 - 01.04.2009) marineart
(Willi Gottschalk über seine Arbeitsweise)
Im Außenkontext Gegebenes will als Objekt der Kunst betrachtet werden, sobald es in den Eigenkontext der Kunst gesetzt ist, objektiv Sichtbares verarbeitet hat und Subjektives vorführt.
Lesen Sie diese Abbilder der Natur als Parallelen zur Natur, als Enthüllungen abgebildeter „Meerlandschaften“, als Enthüllung meiner, innerhalb und außerhalb der Natur gelebten Empfindungen und Überzeugungen.
Wenn ich eine Landschaft sehen und reflektieren will, muss ich meinen Ort in ihr festlegen, diesen Ort zu entdecken, bedeutet zu erfahren, wie sich mein Sein in der mich umgebenden Welt modifiziert.
Die natürlichen Grenzen sind Seegrenzen,
Sehgrenzen als Schere,
als verordnete Sehgrenzen.
Sehen ist Grenzen erfahren.
Kunst
Ist
Grenzgänger.
Aus der Beschäftigung mit einem Thema, (Text, Problem, Erlebnis, usw.) entstehen durch die Verknüpfung von neuen und erinnerten Einzelelementen und komplexen Einheiten (Assoziationsketten, Denkmuster, Grunderfahrungen, Erinnerungen usw.) Sprachbilder, Gedankenkonstruktionen und neue Erkenntnisse.
Weitergedacht und ausformuliert werden sie zur Arbeitsgrundlage.
Im Zusammenklang mit meiner eigenen Position, (Erkenntnisstand, Emotion,. Motivation usw.) entsteht eine Bildidee mit einer angestrebten Bildaussage, private Assoziationen müssen in legitime d.h. allgemeinverständliche A. übertragen werden.
Reduzierung des bisher Angesammelten auf das für die Übermittlung der Bildidee Notwendigen also Ver — dichten und Umsetzung in die Möglichkeiten meiner Malerei ist ein Prozess, der vom Wechselspiel zwischen spontanem und kontrolliertem Denken und Tun (also jetzt Malen) — lebt.
Da alles das was ich hier beschrieben habe, teilweise gleichzeitig oder in Wiederholungen und Überschneidungen(vielleicht einem vielstimmigen musikalischen Satz ähnlich) abläuft, Entwürfe, Streichungen, Überraschungen und Brüche (Ausbrüche und Abbruch) einschließt, eigentlich nicht zu beschreiben ist, in seiner Komplexität,
--- bleibt am Ende als „lesbares“ (hoffentlich) Ergebnis ein Bild, weiter zu denken in der Rezeption.
„Dass kann meine Tochter mit ihren sieben Jahren auch!“ … „Aber Sie nicht mehr“, war meine Antwort. Oder, …„damit kann ich nun gar nichts anfangen.“ Und dann kommt vom Sechsjährigen ein entrüstetes „ABER PAPA, die Schaumkronen von den Wellen siehst du doch!“
So oder ähnlich, beginnen manchmal Galeriegespräche ------------ wenn, ich diese Tür aufmache. Beide Beispiele sind fast 15 Jahre alt und die beiden Kinder werden bei Galeriebesuch heute vielleicht ein eigenes Kind auf dem Arm haben. Viele Fragen werden die Gleichen sein wie vor fünfzehn Jahren, einige meiner Antworten nicht.
In jedem Heute werde ich nach Antworten suchen, die schon wieder für Morgen sind. Das kann man Realitätsferne nennen und damit abtun.
Das Spiel mit den Möglichkeiten taugt nicht für die Wissenschaft, aber Forschung, Er-Findung oder Kunst sind ohne Visionen, Kreativität und Gestaltungswillen am Ende.
In der Kunstausstellung zum Kirchentag in Dresden 1983 war ein Bild „Frauenkirche“ zu sehen. Der Trümmerberg und die Ruine vor nächtlichem Himmel. Darüber, schwebend in mattem Schwarz die Kuppel. Diese vom Firnis begrenze Vision ist im wiedererstehenden Dresden zur Realität geworden. In meiner Werkliste steht hinter diesem Bild: „verschollen“. Im März 1989 konnte ich Ostdeutschland endlich verlassen, da blieb dann mehr zurück als Bilder.
An den Rügener Kreidefelsen war meine Welt zu Ende. Später, in Rotterdam sagte ich, „von hier geht es überall hin“.
Seegrenzen und Sehgrenzen haben mich weiterbeschäftigt.
Was ist hinter dem Horizont und was ist unter der Oberfläche,
was kann man nur zeigen.
Wie fragt man Antworten,
wie definiert sich „SEIN“
in Kunst, in Form und Inhalt.
Immer wieder und heute fast ausschließlich sind die „Gesichter des Meeres“ Projektionsfläche, Hauptmotiv, Gegenstand meiner Bilder.
Bildoberfläche benutzt als Kommunikationsmittel, rhythmisierendes Gestaltungsmittel, strukturschaffende und die Sinne reizende Metasprache, die meine Idee von der Welt zum Bild macht.
Bilderwelten sind Weltbilder, messbar wie seismische Ausschläge, (geeignete Instrumente vorausgesetzt).
Sie zu lesen fordert den Betrachter.
Tiefster Frieden
und Raserei
Glück, Freude, Angst
und Einsamkeit
Grosse Macht
Und Nichtigkeit
Sind
über alle Sprachgrenzen hinweg lesbar.
Hauptmotiv ist das Meer - aus Liebe zu unbegrenzter räumlicher Freiheit.
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