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Willi Gottschalk (19.11.1946 - 01.04.2009) marineart   Portrait Willi Gottschalk


Leben im Einklang mit der Natur

Neues Aus Heidhof

Don Pedro
Don Pedro
Sein Harem
Es gibt Nachwuchs

Hühnerhof-TV

Reihe: Tierisches aus dem Atelierhaus © by Susanne Gottschalk

„ Meine Damen und Herren, wir starten heute mit der Serie: Tierisches aus dem Atelierhaus.”

Wer nicht gleich Empfang hat, denke bitte daran, den grünen Chip zu aktivieren. Wir wünschen gute Unterhaltung.

Eines Tages war es da, oben mit in der großen braunen Tonne lugte aus den Federn der Jungglucke ein grauer Federball hervor. Man, war sie stolz und wir auch. Während ich noch überlegte, wie wir die restlichen Eier und die Glucke mit ihrem Erstling von Ihren Turm sicher herunter bekommen, hatte die Glucke schon entschieden - nach zwei Tagen turnten die Beiden quietschvergnügt auf dem Fußboden im Hühnerstall herum. Die anderen Eier interessierten sie nicht mehr, so sehr ich sie auch bat, sich noch einmal darauf zu setzen. Null Punkte. Etwas wehmütig begrub ich dann die anderen Eier, legte ein paar Blumen dazu und wischte mir eine Träne aus den Augen, denn ich hatte es mehrfach schiepen gehört - aber ohne Glucke hatte der Rest keine Chance. Ich selber konnte das ja wohl schlecht tun, aber mein Mann traute mir auch das noch zu. natürlich war die Glucke zu verstehen: „ sitz du mal 3 Wochen auf deinem Hintern bei dieser Hitze fast ohne Wasser und Futter!” Glucken verlassen ihr Nest nicht, manchmal muss man auch nachhelfen, damit sie nicht verhungern und verdursten,, vor allem wenn sie noch nie eine Glucke waren und das auch von Früher her nicht kannten, bei der heutigen „industriellen Produktion” gibt es keine richtigen Glucken mehr. So weichte ich Brekkis in Wasser ein. Eine alte Suppenkelle wurde dann zum Riesenlöffel umfunktioniert, den ich ihr dann immer hinhielt. Zuerst begriff sie nicht wirklich was ich eigentlich damit rumwedelnd vor ihrem Schnabel wollte, hackte mich ständig und knurrte wie ein kleiner Hund, doch schon bald hatte sie den Bogen heraus und mampfte fast alles was ich ihr mit der Kelle reichte. Im letzten Jahr war mir nämlich die Glucke vor Erschöpfung später eingegangen, das wollten wir nun auf jedem Fall vermeiden, auch wenn sich alles amüsierte über meine Futtermethoden. Nun hatte sie ja alles gut überstanden. Heute frisst sie mir immer noch aus der Hand bzw. von der Kelle.

Also ließen wir sie eine richtige Hühnermama sein, überglücklich schleppte sie jedes Futter zu der Kleinen, so gar eingeweichte Brekkis und zottelte gurrend und glucksend die Vogelmiere auseinander, Am Abend saßen sie dann nebeneinander auf dem Rand ihres Wohntonnenturms und hörten sich das müde Gegacker der anderen Hühnerfamilie an. In den ersten Tagen kroch dann Chippolino ganz in das große Federkleid ihrer großen schönen Mama hinein. Noch hatten wir sie aus Vorsicht vor den anderen Großen beide abgetrennt von den anderen gehalten, aber sie konnten sich alle sehen und hören. Doch der Sommer war so heiß und im Hühnerstall wurde es auch immer wärmer, außerdem muss man seine Familie ja kennen lernen, damit die später nicht denken, man wäre fremd, das könnte nicht gut ausgehen. Also gab es Ausgang. Erst mal die Verschlagtür ein ganz klein bisschen auf, und mutig marschierten alle Beiden Richtung Hühnerausgang. Das war vielleicht eine Aufregung, für mich, für die Glucke, das Küken ,na und der Hahn erst und dann die anderen Mädels also schnell wieder in die gewohnte Umgebung zurück und Tür zu. So haben wir das dann jeden Tag gemacht, immer etwas länger, trotz neugieriger Katzen und keifender Hühner - Chippolino lernte ganz schnell, dass der Weg in den Hühnerstall, der wichtigste war, vor allem, wenn ich in der Nähe war , auch dass der Gockel nicht so garstig wie die anderen Hühner zu sein schien, so dass in seiner Nähe immer ein klein wenig Sicherheit war. Die Erkenntnis war richtig, denn eines schönes Tages sah ich, wie Chippolino ohne viel zu fackeln erleben musste, dass es nun groß war. Abends hockte man zwar noch gemeinsam auf der Tonne, aber am Tag trennten sich nun ihre Wege, die Glucke hörte auf glucksen und wurde wieder ein normales Huhn. Beim ersten Eierlegen durfte Chippolino immer daneben sitzen, wie in einem Vogelnest, aber mehr nicht. Das ist ziemlich hart für solche Kleinen, aber ich kenne das schon von meinen Katzen. Ich sehe mich noch vor einigen Jahren in der Küche stehen, kommt Pünktchen mit ihren sieben Kleinen auf mich zu, bleibt stehen, guckt mich sehr fordernd an und gibt ein sehr großes lautes Miau von sich, dreht sich nicht einmal mehr um und geht schnurstracks nach draußen, die Zwerge mit Fell saßen wie die Orgelpfeifen nun vor mir und guckten mich erwartungsvoll an., denn für sie war alles klar. Bei mir dauerte das Begreifen etwas länger. Ich konnte zwar nicht so perfekt miauen, hatte haben das Dosenmonopol. Ich war jetzt zuständig für die ganze Rasselbande und zwar sofort. Wir waren ganz schön fertig, die kleinen Katzen und ich, wohlgemerkt. Ja, so ist das im Leben. Besonders im Tierleben. Es gibt keine Kompromisse. Alles ist auf das Überleben ausgerichtet und wenn man es nicht beizeiten lernt wie das geht, kann das ganz schön unangenehm werden.


Jedenfalls hat das Chippolino auch sehr schnell begriffen. Es kommt zurecht, muss sich zwar immer etwas im Hintergrund halten, aber sie lassen sie fressen. Geschlafen wird immer noch gemeinsam auf der Tonne. Inzwischen marschierte ja die nächste Glucke mit ihren Geistern durch die Gegend und da kann man sich schutzsuchend sehr gut aufhalten. Hoffen wir, dass Chippolino ein gutes Hühnerjahr und mehr schafft, denn das wir auf Sie aufpassen, hat sie wohl mitbekommen. Die zänkischen anderen Hühner werden von uns laut vermahnt, wenn sie nicht aufhören zu stänkern – es hilft, aber immer sind wir ja auch nicht dabei.

„Oh mein Gott, da ist noch Eine die glucken will”, rief ich meinem Mann zu, der trollte sich wortlos abwinkend in den Garten. Wie bekloppt und durchgedreht benahm sich meine große weiße Henne, rannte hier und da hin, schimpfte, gluckte mit Stolpern, turnte durch alle Nester im Stall, knurrte bösartig wenn man ihr zu Nahe kam , auweia. Also nahm ich mir zwei dicke Arbeitshandschuhe, band mir unsere große Schürze vor den Bauch, stellte ein Gitter vor das Hühnerloch und griff beherzt das weiße Federvieh und wollte sie auf ein anders Nest setzen. Schreiend schimpfend zeternd wütend aufgebracht mit wehenden Federn entwischte sie mir. Ich ließ sie dann auch, weil sonst der ganze Hühnerclan stundenlang mitgezetert hätte. Am nächsten Tag saß sie schlauerweise in einer der alten Kaninchenbuchten, die wir umgedreht in die Ecke gestellt hatten, sozusagen als Zuflucht vor der Hackordnung.

„Tolle Idee”, dachte wohl die Henne, „da kommt sie nicht so einfach nicht ran”, meinte sie. Aber sie hatte mich unterschätzt. „Was nun”, ging durch meinen Kopf, also holte ich erst einmal Heu, nahm 6 frische Eier zum Brüten und tat so, als sähe ich sie nicht, dann stellte ich den Hühnerauslauf wieder zu und hob die kleine Karnickelkiste einfach hoch. Siehe da, da war meine wunderschöne wutschnaubende feuerspeiende Glucke wieder, denn die Kiste hatte keinen Boden! Ich wusste das ja, aber damit hatte die Henne nicht gerechnet. Diese Kiste mit einem richtig schönen großen Loch und ohne Fußboden nahm ich also, ging damit zu ihrer neuen Wohnecke mit dem Heu und den Eiern nach neben an. Sie blieb auf der gleichen Stelle sitzen, knurrend wie ein Hund. Ich ging auf sie zu und weg war sie, irgendwie doch nach draußen: Meine Absperrung hatte nicht viel genutzt. Ich war fertig, das Huhn bzw. die Glucke war noch fertiger und im Hühnerauslauf ging ein Riesentheater los! Man empörte sich ohne Ende.

Meine Mutter hatte mir gesagt, wenn eine Henne nicht glucken soll, muss man sie drei Tage in einer dunklen Kiste halten ohne Wasser und Fressen, das erschien mir dann doch zu gemein, dazu noch bei dieser Hitze. Also ließ ich sie weiter zetern und dachte so bei mir, „hoffentlich sieht dich hier keiner, wer ist hier eigentlich noch normal.” Nachdem ich mir einen Capuccino gegönnt hatte, verschiedene Hühner sich inzwischen zu einem Lokaltermin vor dem neuen Gluckennest versammelt hatten, schmiss ich sie alle raus, griff mir die vermeintliche Glucke , die schon wieder auf einem anderen Nest saß und wollte sie in ihr neues Haus bringen. Wütend, kreischend und zu Recht auf mich einhackend, ließ ich sie los - es war zwar eine schöne Weiße, aber es war die Falsche. Ich sah nach draußen. Die richtige Glucke rannte immer noch sehr aufgebracht dort herum.

„Das muss ein Ende haben”, dachte ich mir und streute ein paar Haferflocken in den abgeteilten Raum, in der Hoffnung, dass Chippolino und deren Mama aufgrund des ganzen Theaters ihre Mittagsruhe ungestört in der sogenannten Kinderstube verbringen wollten, aber auch die taten mir den Gefallen nicht. Völlig fertig, zersaust wie meine Henne, verließ ich den Stall. Es war inzwischen schon Nachmittag geworden. Irgendwie habe ich es dann doch geschafft die Glucke noch an diesem Tag zu schnappen und ihr wenigstens zu zeigen wo ich ihr und nur für sie ein Haus gemacht hatte. Mit zappelnden Füßen stopfte ich sie vornüber in ihre neue Wohnung, redete ohne Luft zu holen auf sie ein, zeigte ihr die Eier, in der Hoffnung, sie würde sich beruhigen und sich dann endlich hinsetzen. „Denkste”, aber immerhin, nicht mehr ganz so hysterisch drehte sie sich um, hackte auf meine Hände ein und kam wieder heraus – da habe ich dann die Tür zum Verschlag einfach zu gemacht. Punkt.

Nach einer knappen Stunde bin ich dann ganz leise und vorsichtig gucken gegangen, gleich mit einer Belohnung in der Hand. Bingo, sie hatte es endlich begriffen, saß zwar noch angriffslustig , aber ruhig in ihrer Behausung. Ganz vorsichtig gab ich ihr die eingeweichten Brekkis, ein kleiner Protest in Form eines unwirschen Gurrens kam, aber sie blieb sitzen.

Das war’s dann, die Verschlagstür machte ich dann wieder einen Spalt auf und ging. Sie blieb von Stund an punktgenau 21 Tage sitzen, bei Wasser und Körnern. Sie ließ sich überhaupt nicht mehr stören, es sei denn, es gab nicht nur für Chippolino eine Extrawurst.


Sie stürzte in die Sonne, wälzte sich im Sand, schluckte ein par Körner - es war der 22. Tag.

Chip and Chap oder Blondy und Paul, mir fiel nichts anders ein.

Wer und was sie genau waren, wussten wir noch nicht - Hühnchen oder Hähnchen. Jedenfalls war das eine blond und das andere hellschwarzgrau. Blondy war zuerst da und schilpte wie verrückt in ihr kleines Leben. So laut, dass ich wirklich Angst hatte, unsere Katzen finden doch einen Weg in den Hühnerstall. Aber es ging alles gut. Drei Tage später wisperte etwas dazwischen. Dieses Etwas bekamen wir aber nicht gleich zu sehen, die große weiße Glucke mit den schwarzen Schwanzfedern hielt sie eisern versteckt. Doch auch Küken müssen fressen, nicht irgendwann, sondern bald .Eingeweichte Haferflocken, Eier mit gehackten Brennnesseln und Vogelmiere wie sie reinhauten. Da war denn auch Nummer Zwei zu sehen – ein hellschwarzgrauer Federball.

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